Series of pigment prints on poster paper, various sizes.
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Imaginary Sequels
Unsere Wahrnehmung im urbanen Raum wird oftmals von Text-Bild-Kombinationen bestimmt, sei es auf Werbedisplays oder in Anzeigen von Magazinen und Modezeitschriften. Michel Butor beschreibt die Vorstellung einer Stadt und ihr Bild als durch den Text vermittelt: von den Aufschriften und Schildern ihrer Straßen bis hin zu den Ideogrammen, die einer zu entziffernden Sprache ähneln.*
Anne Pöhlmanns Arbeiten lassen sich in eben diesem Raum der Übersetzung ansiedeln. In ihrer Posterserie arbeitet sie mit Ausschnitten aus Werbeanzeigen, die ein Wort oder einen Satz mit einem Bildelement herausgreifen und durch starke Vergrößerung wie bei einem Zoomeffekt das Detail abstrahieren, den Text zum neuen Bild werden lassen. Ihre Auswahl wird gescannt und als Pigmentdruck mit einer matten Oberflächenanmutung auf Posterpapier gedruckt, das direkt auf die Wand aufgebracht wird. Somit gleicht sich die Arbeit nicht nur dem Ausstellungsraum an, sondern verweist auf die Motivherkunft eines Magazinprints und lässt an eine ephemere Plakatwandästhetik denken. Pöhlmann kombiniert Werbetextversatzstücke aus unterschiedlichen Kontexten und Jahrzehnten zu Wandtableaus. Die Künstlerin eröffnet einen Vorstellungsraum mit Details, die an etwas Doppeldeutiges erinnern, sei es in den anspielungsreichen Sätzen, sei es in der Schriftornamentik selbst, die durch Vergrößerung vieldeutig werden kann. Eine zentrale Thematik ist auch die Darstellung des Weiblichen und das durch den Druck vermittelte fotografische Bild, wie in der Serie Women and Photography (2010), für die sie Vergleichsabbildungen aus Fotografiehandbüchern entnommen hat. Magazine und Fotografien – als Material verwendet – werden auf ihren Gehalt hin, als Bildzeichen und abstrakte Formen, untersucht. Den Übersetzungsprozess als Raum und imaginatives Bild könnte Pöhlmann nicht besser thematisieren, als in ihrer Textserie Imaginary Image Captions (2007-10): In drei Sprachen wird in einem Fragment dieser Serie ein allgemeiner Ausblick oder eine Hotelarchitektur beschrieben und von der Künstlerin in Form von Vinylbuchstaben auf die Wand oder den Boden geklebt. Dort werden sie zum Text des jeweiligen Ortes, der je nach Betrachter eine andere Vorstellung prägt.
*Michel Butor, Die Stadt als Text, Graz/ Wien 1992, S. 7-10.
Lilian Haberer